- INHALTSÜBERSICHT ZUM THEMA INFLATION
- Inflation – Preissteigerung unter der Lupe
- Messung der Inflation – wie entstehen Inflationsraten?
- Welche Bedeutung hat der Warenkorb?
- Gefühlte Inflation – wenn die Statistik an ihre Grenzen stößt
- Arten der Inflation und ihre Folgen
- Die leichte Inflation
- Die schwere Inflation
- Beispiele für die schwere Inflation
- Entstehung einer Inflation
- Gründe und Ursachen für eine Inflation
- Nachfrageinflation
- Angebotsinflation
- Beeinflussung der Inflation durch Politik und Wirtschaft
- Was ist der Unterschied zwischen Inflation und Deflation?
- Was ist kalte Progression?
- Wie schützt man sich vor einer Inflation?
Inflation – Preissteigerung unter der Lupe
Der Begriff Inflation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt etwa das Aufschwellen oder Sich-Aufblasen. In der Volkswirtschaftslehre gilt Inflation als Begriff für eine allgemeine Preissteigerung mit direktem Verlust der Kaufkraft. Um den Kaufkraftverlust in Grenzen zu halten, war früher die Bundesbank für die Wahrung der Preisstabilität zuständig. Heute hat die Europäische Zentralbank (EZB) diese Aufgabe und soll die Inflationsrate mittelfristig im Bereich von maximal 2% halten.
Messung der Inflation – wie entstehen Inflationsraten?
Um die Inflation messbar zu machen, also in Zahlen auszudrücken, wird meist der Verbraucherpreisindex zu Grunde gelegt. Der Verbraucherpreisindex in Deutschland richtet sich nach einem "Warenkorb". Dieser Warenkorb stellt den Verbrauch eines durchschnittlichen Haushalts (ca. 2,3 Personen) in einem bestimmten Jahr dar, dem sogenannten Basisjahr, und gilt somit als repräsentativ.
Hierfür wird vom Statistischen Bundesamt für manche Warengruppen wie IT-Produkte mittlerweile die Hedonische Formel angewandt. Mit dieser Formel werden deutliche Qualitätssteigerungen von Waren berücksichtigt, wie es beispielsweise in der IT-Branche üblich ist. Somit lassen sich deutlich niedrigere Inflationsraten feststellen als der tatsächliche Wert des gleichen Lebensstandards. Kritisiert wird an dieser Berechnungsmethode jedoch, dass manche Faktoren wie etwa Minderungen der Produktqualität von dieser nicht erfasst werden.
Ein weiteres Verfahren neben der Hedonischen Formel ist der COLI-Index (Lebenshaltungskosten). Hierbei werden die tatsächlichen Ausgaben berücksichtigt, die man zum Erreichen eines Lebensstandards leisten muss.
Welche Bedeutung hat der Warenkorb?
Mit Hilfe dieses Warenkorbs und des zu Grunde gelegten Basisjahres werden die Lebenshaltungskosten eines jeden Jahres erfasst. Durch die Gegenüberstellung der Vebraucherpreise können dann daraus prozentuale Veränderungen zum Vorjahr oder auch zum Basisjahr errechnet werden. Allerdings muss man hierbei beachten, dass mit längerer Dauer bzw. mit größerem Alter des Warenkorbs dieser nicht mehr als repräsentativ bezeichnet werden kann, da sich das Kaufverhalten der Verbraucher immer wieder ändert.
Diese Veränderung liegt vor allem daran, dass teure Produkte oft durch günstigere ersetzt werden oder auch Produktneuheiten auf dem Markt angeboten werden, die andere Produkte ersetzen. Auch werden in diesem Warenkorb die Immobilien- und Finanzmärkte nicht berücksichtigt. Das führt dazu, dass Preissteigerungen etwa im Bereich der Hedge-Fonds zwar die vorhandene Geldmenge erweitern und somit das Preisniveau erhöhen, aber dies nicht im Index berücksichtigt werden.
Wie werden die einzelnen Warengruppen im Warenkorb gewichtet?
Da die Verbraucher in Deutschland für die einzelnen Bereiche des Lebens unterschiedlich viel ausgeben, findet im statistischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex eine Gewichtung der Warengruppen statt. Diese sieht auf Basis des Warenkorbs von 2010 folgendermaßen aus:
Warengruppe | Gewichtung |
---|---|
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke | 10,27% |
Alkoholische Getränke und Tabakwaren | 3,76% |
Bekleidung und Schuhe | 4,49% |
Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe | 31,73% |
Möbel, Leuchten, Geräte und Haushaltszubehör | 4,98% |
Gesundheitspflege | 4,44% |
Verkehr | 13,47% |
Nachrichtenübermittlung | 3,01% |
Freizeit, Unterhaltung und Kultur | 11,49% |
Bildungswesen | 0,88% |
Beherberbungs- und Gaststättendienstleistungen | 4,47% |
Tabelle 1: Gewichtung für den Warenkorb zur Ermittlung von Preissteigerungen im Verbraucherpreisindex, Basisjahr = 2010, Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Gewichtung der unterschiedlichen Verbraucherpreise hat für die Inflationsrate und die gefühlte Inflation eine sehr große Bedeutung. Wenn beispielsweise Nahrungsmittel einer Teuerung von 20 Prozent in einem Monat unterlägen, bedeutet dies lediglich einen Anstieg der gesamten Inflationsrate von 2 Prozent in diesem Monat. Natürlich gilt das nur unter der Voraussetzung, dass sich sonst nichts verändert. Trotzdem wäre es für Sie als Verbraucher fatal, wenn Sie für ihre Lebensmittel statt wie bisher 400 Euro im Monat plötzlich 480 Euro ausgeben müssten und in der Statistik von Deutschland sähe es in punkto Inflation trotzdem noch recht ruhig aus.
Gefühlte Inflation – wenn die Statistik an ihre Grenzen stößt
Neben diesen berechneten und tatsächlichen Inflationen gibt es auch die sogenannte gefühlte Inflation, die darauf zurück zu führen ist, dass jeder die Höhe einer Inflation unterschiedlich stark empfindet. Der Grund hierfür ist die unterschiedliche Wertigkeit zwischen den Gütern des Warenkorbs und Konsumgütern wie etwa Autos und der Güter des täglichen Bedarfs.
Ein Konsument erfährt die Preissteigerungen bei den Gütern des täglichen Bedarfs deutlicher als bei den langlebigen Konsumgütern, die in die Indexmessung mit einfließen, aber für den Konsumenten aufgrund ihrer Seltenheit keine Rolle spielen.
Arten der Inflation und ihre Folgen
Ursprünglich wurde mit Inflation der exorbitant schnelle Preisanstieg zum Anfang der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts bezeichnet. Heute beschreibt der Begriff die Erhöhung des Preisniveaus in einem Land unabhängig von der Geschwindigkeit, in der diese stattfindet. Man unterteilt den Begriff Inflation in zwei Unterarten, die leichte und die schwere Inflation.
Die leichte Inflation
Bei der leichten Inflation beträgt der Verlust der Kaufkraft bis etwa fünf Prozent pro Jahr. Diese Situation kann in der Wirtschaft auch als Standard bezeichnet werden, denn Steigerungen der Preise von bis zu 2% sind ja sogar von der EZB gewollt. Sie fördern die Nachfrage, da die Verbraucher ihr Geld für Konsum oder Investitionen ausgeben wollen. Dies gilt für Investitionen allerdings nur solange, wie die Renditen (z.B. Zinsen oder Dividenden) deutlich oberhalb der Teuerungsrate liegen.
Die schwere Inflation
Bei einer schweren Inflation beträgt der Werteverlust mehr als fünf Prozent. Hier verliert Geld schneller seinen Wert als andere Vermögensgegenstände sowie Güter und es kann dazu kommen, dass solche Güter als Ersatzwährungen genutzt werden.
Diese Ersatzwährungen können andere Staatswährungen sein, wie etwa in Argentinien einst der US-Dollar, oder auch andere Güter, wie beispielsweise die Zigaretten in Deutschland in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Des Weiteren kann es zu einer Kapitalflucht kommen. Das heißt dass Kapital vom Markt genommen, ins Ausland oder in andere Werte transferiert wird.
Eine schwere Inflation führt weiter dazu, dass Investoren ihr Kapital vom Kapitalmarkt abziehen, was wiederum einen Anstieg des Kapitalzinses zur Folge hat. Unternehmen können die Zinsen irgendwann nicht mehr bezahlen und müssen deswegen bei nicht ausreichender Liquidität Insolvenz anmelden. Eine solche Situation hätte immense Auswirkungen auf die Wirtschaft. Bei einer schweren Inflation gibt es kaum Gewinner.
Einer dieser ist jedoch der Staat, denn seine Staatsschulden nehmen ab und die Steuereinnahmen können aufgrund der kalten Progression stark ansteigen. Auch steigt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Aufgrund der stetigen Abwertung will keiner diese lange behalten und so schnell wie möglich einen passenden Gegenwert hierfür erhalten. Bei mangelnder Zahl von Sachgütern wird das Geld in Devisen, also ausländische Währungen, angelegt, was zu einer Beschleunigung des Werteverlustes führt.
Beispiele für die schwere Inflation
In der Folge einer schweren Inflation werden oft Währungsreformen durchgeführt. Wenn es bei einer Inflation zu einem Werteverlust von 50 Prozent im Monat kommt, spricht man von einer Hyperinflation. Aber auch diese können auf Dauer nicht fortgesetzt werden, da hier der Wert des Papiers höher ist als der Bankwert. Dies lässt sich an dem Beispiel des Kaufpreises für ein Ei in Deutschland im Jahre 1923 verdeutlichen. Lag der Preis im Jahre 1912 noch bei sieben Pfennig, so lag er Anfang August 1923 bei 923 Papiermark, drei Wochen später bei 177.500 Papiermark und drei weitere Monate später sogar bei einem Wert von 320 Millionen Papiermark.
Aber auch für eine schwere Inflation bietet die Geschichte genügend Beispiele. So sind vor allem die im 16. Jahrhundert stattgefundene Preisrevolution in Europa zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges oder auch Frankreich zu Zeiten der Revolution zu nennen. In der jüngeren Geschichte fallen die bereits erwähnten 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts ins Auge, aber auch Deutschland zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges, Argentinien und Brasilien über Jahrzehnte hinweg bis in die 1990er-Jahre hinein, Mexiko und auch Süd-Ost-Asien Mitte der 1990er-Jahre. Darüber hinaus bescherten die Ölkrisen von 1973 und 1979 hohe Inflationsraten, wobei hier nicht alle Güter gleichermaßen von der Teuerung betroffen waren.
Entstehung einer Inflation
Neben den wirtschaftlichen Faktoren können auch staatliche Maßnahmen die Inflation beeinflussen. Dies geschieht in der Regel dann, wenn der Staat die Regulierung der freien Preisbildung übernehmen bzw. beeinflussen will. Statt einer offenen Inflation findet man hier eine verdeckte oder auch zurückgestaute Inflation. Anzeichen für diese Arten einer Inflation sind lange Schlangen in den Kaufhäusern oder auch ein Entstehen und Aufblühen des Schwarzmarktes.
Gründe und Ursachen für eine Inflation
Die Inflationsrate kann stark von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden, die von den wirtschaftlichen Verhältnissen her unabhängig betrachtet werden müssen. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem Lohnerhöhungen, Preissteigerungen, die aufgrund staatlichen Handelns erfolgen, aber auch Steuererhöhungen.
Ebenfalls ist hier die importierte Inflation zu berücksichtigen. Eine importierte Inflation bezeichnet die Situation, in der eine im Ausland stattfindende Inflation auf das Inland transportiert wird. Eine Absicherung dagegen ist bei schwankenden Wechselkursen der jeweiligen Währungen relativ einfach. Anders sieht es jedoch aus, wenn ein fester Wechselkurs zwischen den beiden Währungen besteht. Hier würde die Inflation sofort auf das Inland übertragen werden.
Nachfrageinflation
Als Nachfrageinflation wird eine allgemeine Preissteigerung von Waren und Dienstleistungen durch Nachfrage-Effekte bezeichnet. Einfach ausgedrückt steigt die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen so stark, dass die Anbieter ihre Kapazitäten nicht schnell genug ausweiten können. Im Zuge dessen heben sie die Preise an, da die Verbraucher bereit sind, ihre Konsumwünsche auch zu höheren Preisen zu befriedigen. Dabei kann die Nachfrageinflation aus verschiedenen Bereichen kommen:
- Konsuminflation
Die Verbraucher erhöhen ihre Konsumnachfrage und das Angebot kommt nicht schnell genug hinterher, die gestiegene Nachfrage zu befriedigen. Dies führt zur Teuerung der Waren und Dienstleistungen. - Investitionsinflation
Die Investitionsinflation ist eine direkte Folge der Konsuminflation. Hier sorgen die Unternehmen dafür, dass neue Kapazitäten aufgebaut werden und erhöhen die Nachfrage nach Investitionsgütern. Durch diesen Anstieg der Nachfrage steigen wiederum die Preise, was zu einer höheren Teuerungsrate führt. - Staatliche Nachfrageinflation
Bei dieser Form der Nachfrageinflation steigt die Nachfrage des Staates nach Ware und Dienstleistungen. Da ein Anstieg der staatlichen Nachfrage meistens ein Ausmaß annimmt, welches für die Wirtschaft relevant ist, kann dadurch ebenfalls ein allgemeiner Preisanstieg ausgelöst werden. - Importierte Nachfrageinflation
Länder mit hohen Exportüberschüssen stehen meist vor der Situation, dass die Inflationsraten im Ausland generell höher ausfallen. Dies sorgt für niedrigere Preise im Inland. Sollte die Nachfrage aus dem Ausland allerdings zu stark werden, könnten im Inland die Kapazitätsgrenzen erreicht werden, was auch im Inland für eine Inflation sorgt.
Angebotsinflation
Die Angebotsinflation bezeichnet eine Preissteigerung, deren Ursache in Handlungen der Anbieter von Waren und Dienstleistungen liegt. In diesem Zusammenhang werden zwei verschiedene Arten von Angebotsinflation unterschieden:
- Kosteninflation
Eine Kosteninflation entsteht immer dann, wenn Anbieter und Produkten und Dienstleistungen aufgrund von steigenden Kosten die Preise erhöhen müssen, um die Gewinnmarge zu halten. Die Gründe für eine Kostensteigerung können dabei vielfältig ausfallen:
- Lohnsteigerungen oberhalb des Produktivitätszuwachses
- Steigerung der Lohnnebenkosten (Sozialversicherung)
- Erhöhung der Rohstoffkosten (importierte Angebotsinflation)
- Erhöhung der Kosten für Vorprodukte
In diesem Fall geben die Anbieter die Preissteigerung also an die Verbraucher weiter, damit sich die Gewinnmarge nicht verringert.
- Gewinninflation
Eine Gewinninflation liegt dann vor, wenn Unternehmen ihre Marktmacht ausnutzen und trotz gleicher Kostenlage ihre Gewinnspanne erhöhen. Dies ist jedoch nur dann effektiv möglich, wenn es sich beim betreffenden Markt um ein Monopol oder ein Oligopol handelt. Ansonsten würden Preissteigerungen eines Unternehmens dazu führen, dass die Verbraucher ihre Käufe zu anderen Anbietern verlagern. In effektiv funktionierenden Märkten ist eine Gewinninflation deshalb eher selten.
Beeinflussung der Inflation durch Politik und Wirtschaft
Der Politik und auch der Europäischen Zentralbank (Notenbank) stehen verschiedene Mittel zur Verfügung, um die Teuerungsrate zu beeinflussen. Wenn Sie sich also über zu hohe Preise ärgern, kann dies auch eine Folge von Geldpolitik sein. Im Folgenden werden die wichtigsten Möglichkeiten genauer aufgezeigt, so dass Sie sich als Verbraucher ein Bild machen können:
- Zinspolitik als Steuerungshebel für die Inflation (EZB)
Die EZB hat die Aufgabe, die Inflation langfristig im Bereich von 2% pro Jahr zu halten. Dies kann sie unter anderem durch eine Steuerung der Menge an im Umlauf befindlichen Geld erreichen. Als wichtigster Hebel erweist sich dabei der Refinanzierungszinssatz für Banken.
Nur die EZB ist nämlich innerhalb der EU berechtigt, neues Geld in Umlauf zu bringen. Dies erreicht sie über Kredite, die sie an die Geschäftsbanken vergibt. Die Banken leihen sich also Geld von der EZB, um damit Kredite vergeben oder andere Investitionen tätigen zu können. Da dieses Geld vorher noch nicht im Umlauf war, erhöhen sich die Geldmenge und das Geldangebot. Steht dem keine entsprechende Nachfrage (z.B. Kredite) gegenüber, sinkt der Wert des Geldes, was sich in Inflation ausdrückt. Für das von der EZB ausgeliehene Geld müssen die Geschäftsbanken Zinsen zahlen, deren Höhe durch den Refinanzierungszinssatz der EZB definiert wird. Liegt die Preissteigerung allgemein also zu hoch, erhöht die Zentralbank den Refinanzierungszinssatz. Dies hat natürlich Folgen:
a) Die Geschäftsbanken müssen für neues Geld mehr bezahlen. Sie stellen für Kredite an Unternehmen und Privatpersonen höhere Zinsen in Rechnung. Höhere Kreditzinsen sorgen für eine sinkende Nachfrage nach Krediten (eine eventuelle Investitionsinflation wird abgemildert)
b) Geschäftsbanken zahlen Privatanlegern zudem höhere Zinsen für ihr Erspartes, um so an frisches Kapital zu kommen. Die Sparneigung in der Bevölkerung nimmt zu. Der Konsum sinkt und eine eventuelle Konsuminflation schwächt sich ab.
Natürlich funktioniert der Mechanismus auch andersherum. Dies wird häufig praktiziert, um das Wachstum der Wirtschaft anzukurbeln. Liegen die Zinsen niedrig, konsumieren Verbraucher mehr, was wiederum zu höheren Umsätzen für Unternehmen führt. Da diese ihre Kapazitäten ausweiten möchte, steigen die Investitionen und die Arbeitslosigkeit sinkt unter gewissen Umständen. Hierbei ist jedoch wichtig, dass die daraus resultierende Teuerung beherrschbar bleibt.
- Mindestreservepolitik (EZB)
Die EZB kann zudem den Geschäftsbanken vorschreiben, einen bestimmten Anteil Ihrer Einlagen (Sichteinlagen, Termineinlagen und Spareinlagen) bei der EZB als Guthaben zu unterhalten. Das so gebundene Geld steht den Banken nicht für Kreditvergaben zur Verfügung, was die im Umlauf befindliche Menge an Geld begrenzt und somit die Inflationsrate abschwächt.
- Offenmarktgeschäfte mit Wertpapieren (EZB)
Ein weiteres Instrument zur Schaffung von Zentralbankgeld besteht im befristeten oder endgültigen Kauf der Wertpapiere von Geschäftsbanken. Diese erhalten dafür ein Guthaben, welches sie wieder für ihre Bankgeschäfte nutzen können.
- Senkung der Staatsausgaben (Staat)
Indem der Staat seine Konsumausgaben zurückführt, kann er ebenfalls dafür sorgen, die Teuerungsrate abzumildern. Konsumausgaben sind hier zum Beispiel auch Subventionen oder Ausgaben für Staatsbedienstete.
- Steueränderungen (Staat)
Änderungen am Steuersystem eines Landes wirken sich immer auch auf den Konsum, die Investition und die Spartätigkeit der Bevölkerung aus. So sorgen höhere Verbrauchssteuern (z.B. Mehrwertsteuer oder Mineralölsteuer) dafür, dass die Verbraucher ihren Konsum einschränken. Auch höhere Einkommensteuern können bewirken, dass weniger konsumiert wird, weil den Verbrauchern weniger Geld zur Verfügung steht. Neben der Abkühlung der Konjunktur und einer eventuell steigenden Arbeitslosenzahl wirkt dies jedoch auch hemmend auf die Inflation.
Die Vorstellung der Einflussfaktoren auf die Inflation ist nicht abschließend, denn es gibt noch zahlreiche weitere Möglichkeiten für den Staat, auf die Teuerungsrate einzuwirken. Leider entstehen dadurch mitunter auch Fehlentwicklungen, unter denen Verbraucher wie Sie eventuell zu leiden haben.
Was ist der Unterschied zwischen Inflation und Deflation?
Der Begriff der Inflation ist untrennbar mit der Deflation verbunden. Diese bedeutet genau das Gegenteil und beinhaltet allgemeine andauernde Preissenkungen, die den Wert des Geldes anheben. Was für Sie auf den ersten Blick positiv aussieht, kann in einer Wirtschaft jedoch zu erheblichen Problemen führen:
- Sinkende Nachfrage sorgt für sinkende Preise: Sollte die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen allgemein sinken, fallen natürlich auch die Preise (Unternehmen senken Preise, um Nachfrage anzuheizen). Dies sorgt für geringere Unternehmensgewinne und eine sinkende Investitionstätigkeit. Die langfristige Folge ist sinkendes Wirtschaftswachstum, was wiederum zu höherer Arbeitslosigkeit führt.
- Unternehmen führen ruinösen Preiskampf: Ein ruinöser Preiskampf liegt dann vor, wenn die Unternehmen sich stetig mit neuen Sonderaktionen und Rabatten unterbieten. Irgendwann ist die wirtschaftliche Basis aufgebraucht und die Marktteilnehmer müssen Insolvenz anmelden.
- Konsumenten zögern Anschaffungen hinaus: Wenn die preise stetig weiter sinken, zögern Verbraucher größere Anschaffungen hinaus. Sie erwarten, dass die Preise noch weiter sinken. Die Folge: Es wird insgesamt weniger konsumiert und die Wirtschaft wächst noch langsamer – die gefürchtete Stagflation (Deflation plus wirtschaftliche Stagnation).
Was ist kalte Progression?
Die kalte Progression ist ein Phänomen, welches im deutschen Steuerrecht in Verbindung mit der Preissteigerung auftritt. Hierbei geht es um die Tatsache, dass eine kleine Gehaltssteigerung durch den dann höheren progressiven Steuertarif aufgezehrt wird. Die Inflation sorgt zudem zusätzlich dafür, dass Sie als Steuerzahler trotz Lohnerhöhung am Ende weniger Kaufkraft haben als vorher. Dies betrifft vor allem Bezieher mittlerer Einkommen. Ein kleines fiktives Beispiel soll dies verdeutlichen:
Posten | Betrag |
---|---|
Inflationsrate | 1,5% |
Lohnsteigerung | 1,5% |
zu versteuerndes Einkommen (vor Lohnsteigerung -Einzelperson) |
30.000 Euro |
Einkommenssteuer | 5.348 Euro |
Nettojahreslohn | 24.652 Euro |
zu versteuerndes Einkommen (nach Lohnsteigerung -Einzelperson) |
30.450 Euro |
Einkommenssteuer | 5.488 Euro |
Nettojahreslohn | 24.962 Euro |
Kaufkraft nach Inflationsabzug | 24.587,54 Euro |
Kaufkraftverlust | -0,261% |
Tabelle 2: Beispiel für die kalte Progression
Die kalte Progression hat also zur Folge, dass Sie trotz einer Lohnerhöhung in Höhe der Inflation durch die höhere Steuerbelastung am Ende einen Kaufkraftverlust erleiden.
Wie schützt man sich vor einer Inflation?
Der Schutz vor der Inflation ist gerade in Deutschland ein tief verwurzelter Wunsch, der noch aus der Hyperinflation aus den 1920er-Jahren herrührt. Wenn Sie sich vor der Inflation schützen möchten, haben Sie einige Möglichkeiten, die jedoch allein betrachtet nur bedingt helfen:
Investment in Gold: Gold und auch andere Sachwerte sind gegenständlich und haben damit einen Wert an sich. Somit könnten sie in einer großen Krise als Tauschmittel dienen. Doch wenn Sie Ihr ganzes Vermögen in Gold investieren, birgt diese Risiken. Der Goldpreis entwickelt sich auf Basis von Spekulationen, so dass Sie am Ende viel Geld verlieren könnten. Mit einem kleinen Goldanteil im Vermögensportfolio ist ein gewisser Inflationsschutz jedoch durchaus gegeben.
- Investment in Immobilien: Immobilien haben ebenfalls einen Wert aus sich selbst heraus, jedoch hängt die Preisentwicklung sehr stark von der Nachfrage in der jeweiligen Region ab. Während die Immobilienpreise in Metropolen seit Jahren steigen, stagnieren sie in ländlichen Regionen unter Berücksichtigung der Inflation eher. Ein Eigenheim kann jedoch durchaus schützen, weil so in einer Inflation zumindest keine ständigen Mieterhöhungen anfallen.
Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, die eine oder andere Anschaffung auch per Kredit zu tätigen. Preissteigerungen sorgen nämlich dafür, dass Schulden weniger wert werden, so dass die Belastung real betrachtet abnimmt. Natürlich ist auch hier eine Übertreibung eher schädlich als hilfreich. Einen endgültigen Schutz vor einer starken Inflation gibt es jedoch leider nicht, wenn auch die hier vorgestellten Maßnahmen zumindest für eine gewisse Grundabsicherung sorgen können.