Kreditfinanzierung
Mit dem Begriff Kreditfinanzierung bezeichnet man rechtlich die Überlassung von Geld oder Sachen auf Zeit. Dabei wird das Geld oder die Ware durch einen Kreditgeber (Kapitalgeber) zur Verfügung gestellt. Der Kreditnehmer muss auf dem Kreditwege erhaltenes Geld oder empfangene Waren an den Kreditgeber meistens nebst Zinsen zurückerstatten. Kreditfinanzierungen werden in einer modernen Wirtschaft letztlich durch die Tätigkeit von Zentralbanken möglich. Im Euro Raum hat die EZB - Europäische Zentralbank die Rolle des Kreditgebers für die Geschäftsbanken, die dann ihrerseits Kreditfinanzierungen für Privatleute, Unternehmen, den Staat oder andere Finanzierer zur Verfügung stellen können. Häufig vorkommende Beispiele bzw. Formen für eine Kreditfinanzierung in der Praxis sind Kontokorrentkredite, Hypothekenkredite, Lieferantenkredite, Schuldscheindarlehen, Akzeptkredite, Factoringkredite oder Bankavale. Bei einigen Unternehmen werden die Finanzierungen auch durch Fremdkapital realisiert. Diese Art von Finanzierung wird Fremdfinanzierung genannt. Da das Fremdkapital von außen kommt und nicht der Umsatz des Unternehmens ist, wird diese Fremdfinanzierung auch Außenfinanzierung genannt. Kommt das Kapital vom Umsatz des Unternehmens so wird es als Innenfinanzierung bezeichnet. Der Ursprungsort des Kapitals ist also für die jeweilige Bezeichnung ausschlaggebend. Bei Privatpersonen zählt auch jeder Kredit als eine Fremdfinanzierung, da auch hier das Kapital von außen kommt. Im Vergleich zu Unternehmen, wo eine Fremdfinanzierung und Innenfinanzierung möglich ist, gibt es bei dem Privatpersonen also nur die Fremdfinanzierug.
Kreditfinanzierungen haben den Vorteil, dass Anschaffungen schneller realisiert werden können, wenn das benötigte Geld nicht vorhanden ist. Ein Nachteil ist natürlich die zeitliche Bindung an den Vertrag. Die Laufzeit und die Raten werden meist fest bestimmt und müssen monatlich gezahlt werden. Ein weiterer Nachteil kann auch sein, dass zu viele Kredite auf einmal aufgenommen werden. Allerdings kann hier ein Vorteil direkt aushelfen. Denn bei einer Umschuldung können mehrere Kredite zusammengefasst werden und dementsprechend Zinskosten eingespart werden. Dennoch sollte der Kreditnehmer immer den Anspruch haben alle monatlichen Kosten für seine Kredite im Überblick zu behalten um nicht in die Schuldenfalle zu treten.
Rechtliche Fragen zur Kreditfinanzierung
Eine Kreditfinanzierung wird vertraglich durch einen Darlehensvertrag geregelt. Der Kreditgeber hat danach die Pflicht, dem Kreditnehmer den vereinbarten Kredit zur Verfügung zu stellen, während sich der Kreditnehmer verpflichtet, den Kredit zurückzuzahlen und den vereinbarten Zinsen und Gebühren dafür zu zahlen. Durch Gewährung eines Kredites werden dem Kreditnehmer das Geld oder die Sachen grundsätzlich zur freien Verfügung überlassen. In den meisten Fällen handelt es sich bei einer Kreditfinanzierung um die Finanzierung durch ein Darlehen. Durch ein Darlehen kommt es zu einer Gebrauchsüberlassung von Geld oder Waren durch einen Darlehensgeber (auch Kapitalgeber) an einen Darlehensnehmer. Dadurch wird dem Darlehensnehmer in der Regel das Eigentum an Zahlungsmitteln oder Handelswaren übertragen. Im Unterschied zur Miete, Pacht oder Leihe muss der Kreditnehmer einen Kredit jedoch nicht dadurch tilgen, dass er denselben Gegenstand oder dasselbe Geld zurückzugeben hat, das er erhalten hat.
Verschiedene Arten der Kreditfinanzierung
Kreditfinanzierungen werden unter zahlreichen Aspekten betrachtet und dementsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten, Kreditfinanzierungen einzuordnen bzw. zu unterscheiden. Besonders häufig unterscheidet man Kreditfinanzierungen nach der Verwendung und Art der Bereitstellung des Kredits. Ein Konsumkredit soll die Anschaffungen eines Privatmanns finanzieren, während Investitionskredite zum Beispiel für gewerbliche Investitionen in Sachanlagen dienen. Wird ein Betriebsmittelkredit gewährt, so dient er zur Finanzierung des Umlaufvermögens oder betrieblicher Kosten, während ein Zwischenkredit gewährt wird, um eine finanzielle Lücke bis zum Erhalt zum Beispiel eines langfristigen Investitionskredites zu schließen. Import- oder Exportkredite dienen der Finanzierung von Handelsgeschäften und ein Effektenkredit dient zur Finanzierung von Wertpapierkäufen. Wird im Rahmen einer Kreditfinanzierung nach der Art ihrer Bereitstellung unterschieden, handelt es sich meistens entweder um einen Barkredit oder einen Warenkredit. Grobe Einteilungen der Kreditfinanzierung kann man auch nach Laufzeiten und Kreditvolumen vornehmen. Teilt man die Kreditfinanzierungen nach der Laufzeit ein, wird oft nach kurz-, mittel, und langfristigen Krediten unterschieden. Dabei gelten sechs Monate Laufzeit für eine Kreditfinanzierung als kurzfristig, sechs Monate bis vier Jahre als mittelfristig und länger als vier Jahre als langfristige Laufzeiten für eine Kreditfinanzierung. Eine Kreditfinanzierung kann man auch nach der Höhe des Kreditvolumens einteilen. Neben Mikrokrediten kennt man Klein-, Mittel- und Großkredite, wobei die genaue Zuordnung eines Kredites nicht einheitlich vorgenommen wird. Lediglich ein so genannter Millionen Kredit ist auch rechtlich definiert und bezeichnet Darlehen, für das Banken nach dem Willen des Gesetzgebers besondere Sicherheiten verlangen müssen. Die Art der Besicherung oder der Kreditstatus wird ebenfalls häufig zur Einordnung einer Kreditfinanzierung herangezogen. So ist ein Blankokredit unbesichert, während andere Kredite teilweise gedeckt oder voll gedeckt sein können. Der Status einer Kreditfinanzierung ist intakt, wenn die Zinsen und Tilgung regelmäßig bezahlt werden. Ist die Rückzahlung eines Kredites zweifelhaft, so ist er entweder gefährdet oder bereits notleidend. Ein Kredit ist ausgefallen, wenn weder Zinsen noch die Tilgung einbringlich sind.
Risiken und Sicherheiten bei der Kreditfinanzierung
Vor fast jeder Kreditfinanzierung prüft der Kreditgeber die Kreditrisiken. Handelt es sich bei dem Kreditgeber um eine Bank, gibt es verschiedene gesetzliche Auflagen, nach denen eine Kreditprüfung durchgeführt werden muss. Untersucht werden immer die Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers und zusätzlich die Bewertung der zur Absicherung eines Kredits angebotenen Sicherheitsleistungen. Dabei achtet der Kreditgeber besonders auf die Fähigkeit des Kreditnehmers, Zinsen und Tilgung aus möglichst sicheren, regelmäßigen Einkünften zahlen zu können. Je nach Laufzeit Art und Höhe des Kredits sowie der Bonität des Kreditnehmers können dann zusätzliche Sicherheiten wie Grundpfandrechte, Verpfändung von Forderungen oder Guthaben verlangt werden. Da die für eine Kreditfinanzierung notwendigen Sicherheiten sich auf unterschiedlichste Art und Weise darstellen lassen, ist die Vergabe von Krediten fast immer möglich. Reichen zum Beispiel die Sicherheiten nur teilweise aus, um das Kreditrisiko ganz abzudecken, muss das nicht heißen, dass eine Kreditvergabe nicht möglich ist. In solchen Situationen ist das Risiko des Kreditgebers zwar erhöht, durch höhere Zinsen können Kreditfinanzierungen auch bei erhöhtem Kreditrisiko ermöglicht werden.
Kreditgeber und Kreditnehmer
Eine Kreditfinanzierung wird auch oft nach dem Kreditgeber klassifiziert. Deshalb spricht man z. B. von Bankfinanzierungen bzw. Bankkredit, Lieferantenkrediten oder Kreditfinanzierungen durch Arbeitgeber oder durch Privatdarlehen. Universell tätige Geschäftsbanken sind die bedeutendsten Kreditgeber und vergeben praktisch alle Arten von Kredite. Davon zu unterscheiden sind Spezialbanken wie Hypothekenbanken, Bausparkassen für Baufinanzierungen oder auf Verbraucherkredite spezialisierte Banken. Große Handelsunternehmen oder auch Autohersteller betreiben Banken als Tochterunternehmen, die Kreditfinanzierungen zur Absatzförderung der eigenen Produkte anbieten. Auch die öffentliche Hand betreibt Spezialinstitute wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau und Landesförderinstitutionen, um aus politischen Gründen Fördermittel bzw. verbilligte Kreditfinanzierungen zu vergeben. Bei besonders großen Krediten finden sich oft mehrere Kreditgeber zu einem Konsortium zusammen, um im Rahmen eines Konsortialkredites Risiken bei einer Kreditfinanzierung zu verteilen. Nicht nur ein Kreditinstitut kann einen Kredit gewähren. Im privaten Bereich ist die Warenfinanzierung zwischen Händlern und Endverbrauchern weit verbreitet. Lebensversicherungsgesellschaften bieten klassische Baufinanzierungen an, die durch Lebensversicherungsguthaben getilgt werden. Ein besonders großer Anteil von Privatkrediten durch Nicht-Banken wird von Kreditkartenunternehmen gewährt. Unter Kaufleuten werden viele Waren mit Zahlungsziel geliefert und das Darlehen von Freunden oder Verwandten macht oft eine Kreditfinanzierung erst möglich. Besonders oft werden Kreditfinanzierungen von Privatpersonen in Anspruch genommen und es gibt deshalb für Kreditfinanzierungen an Privatleute eigene gesetzliche Regelungen zum Verbraucherschutz. Besonders häufige Beispiele für eine Kreditfinanzierung an Privatpersonen sind Dispositionskredite, Anschaffungsdarlehen für den Kauf von Konsumgütern bis hin zum KFZ, Baufinanzierungen oder Aval Kredite für Kautionen. Eine Kreditfinanzierung für Geschäftskunden ist ein Geschäft unter Vollkaufleuten, so dass die Regeln des Verbraucherschutzes hier keine Anwendung finden. Im gewerblichen Bereich gibt es neben den klassischen Formen der Kreditfinanzierung noch andere Arten der Finanzierung. Unternehmen können zum Beispiel auf verschiedene andere Kapitalmarktinstrumente wie den Verkauf von Unternehmensteilen zurückgreifen, wobei dann die Übergänge zwischen üblichen Kreditfinanzierungen und anderen Arten der Finanzierung fließend sind. Nicht zu vergessen sind Kreditfinanzierungen für die öffentliche Hand, also den Bund, die Länder, die Kommunen oder Staatsbetriebe und auch hier gelten besondere Regeln der Kreditvergabe. Eine weitere Sonderform der Kreditfinanzierung bilden Kredite, die sich Banken gegenseitig gewähren und auch als Interbankengeschäfte bezeichnet werden.