Tilgungsdarlehen
Beim Tilgungsdarlehen handelt es sich um eine weit verbreitete Form des Darlehens mit gleichmäßiger Tilgung. Gleichmäßige Tilgung bedeutet in diesem Fall, dass der Tilgungsbetrag, der jeden Monat an die Bank überwiesen wird, stets gleich hoch ist. Hinzu kommen noch die Zinsen, die mit jeder Rate neu berechnet werden. Durch die kontinuierlich abnehmende Restschuld verringert sich folglich auch der monatlich für die Zinsen zu zahlende Betrag. Dadurch verringert sich die Rate im Laufe der Zeit immer mehr. Gegen Ende der Laufzeit fällt der Zinsanteil meist nur noch sehr gering aus. Das Tilgungsdarlehen zielt auf eine möglichst hohe Restschuldverringerung zu Beginn der Laufzeit ab. Dadurch wird es insgesamt gesehen günstiger als beispielsweise das Annuitätendarlehen. Ein Nachteil besteht in den hohen anfänglichen Belastungen durch die zu Beginn noch sehr hohen Zinsbeträge. Das Tilgungsdarlehen wird auch als Abzahlungsdarlehen oder Ratendarlehen bezeichnet.
Abgrenzung zu anderen Darlehensformen
Weitere gängige Darlehensformen sind Annuitätendarlehen und endfälliges Darlehen. Die Unterschiede liegen hier vor allem bei den Ratenzahlungen. Beim Annuitätendarlehen verändern sich Zins- und Tilgungsanteil so, dass jeden Monat die gleiche Rate bezahlt wird. Bei einem endfälligen Darlehen wird die Restschuld erst am Ende der Laufzeit vollständig beglichen. Dies geschieht meist mit Hilfe eines Tilgungsträgers wie kapitalbildende Lebensversicherung, Rentenversicherung oder per Bausparvertrag. Eine bekannte Anwendungsform ist das sogenannte Beamtendarlehen.
Wichtige Vergleichsmerkmale bei Darlehen
Zu den wichtigsten Vergleichsmerkmalen gehört auch bei Tilgungsdarlehen der effektive Zinssatz (auch als effektiver Jahreszins bezeichnet). Dieser gibt Auskunft über die tatsächlich entstehenden Kosten, die mit dem Kredit bzw. mit dessen Aufnahme verbunden sind. Hier fließen kostenrelevante Faktoren wie Bearbeitungsgebühren, Ratenhöhe, Laufzeit und Disagio (Abgeld) mit ein. Das Disagio wird auch als "versteckter Zins" bezeichnet. Es ist aber auch gleichzeitig ein vorausbezahlter Zins. Damit ist ein geringerer Auszahlungsbetrag verbunden. In der Praxis werden meist zwischen 90 und 95 Prozent des Darlehensnennwertes ausbezahlt, aber die vollen 100 Prozent als Grundlage zur Verzinsung herangezogen.Der effektive Zinssatz basiert auf dem Sollzinssatz. Letzterer ist der Preis für das Darlehen selbst und er richtet sich der Höhe nach an Referenzzinssätzen aus. Sowohl Effektivzins als auch Sollzins müssen gemäß Preisangabenverordnung bei jedem Kreditangebot ausgewiesen werden. Dadurch bietet sich dem Kunden eine höhere Markttransparenz. Für Vergleiche sollte dann der effektive Zinssatz herangezogen werden, da hier die tatsächlichen Kosten für den Kredit miteinander verglichen werden können. Es sollte jedoch beachtet werden, dass es neben dem Zinssatz noch weitere wichtige Größen bei der Darlehensauswahl gibt. Das gilt vor allem für Laufzeit und Ratenhöhe. Bei einem Tilgungsdarlehen sind die Raten variabel, nehmen aber im Laufe der Zeit ab. Das liegt am sich verringernden Zinsanteil, wobei der Tilgungsanteil von Anfang bis Ende konstant auf einer Höhe bleibt. Zu Abweichungen kann es kommen, wenn zwischenzeitlich Sonderzahlungen geleistet werden, die nicht auf eine Verkürzung der Laufzeit, sondern auf eine Senkung der Raten abzielen.Kreditnehmer sollten sich stets vor Augen halten, dass vor allem langfristige Kredite mit dem Haushaltsbudget in Einklang gebracht werden müssen. Das bedeutet, dass die Einnahmen- und Ausgabensituation bekannt sein sollte, um größere Einschnitte in die Lebensqualität oder gar finanzielle Engpässe dauerhaft zu vermeiden. Beim Tilgungsdarlehen gilt die vor allem für den Beginn der Laufzeit, da die einzelnen Raten hier höher ausfallen, als es beispielsweise bei einem Annuitätendarlehen der Fall ist.Da es sich bei Tilgungsdarlehen meist um mittel- bis langfristige Darlehen mit Laufzeiten von wenigen bis mehreren Jahren handelt, ist auch die Zinsbindung ein wichtiger Faktor. Gerade an Privatkunden werden überwiegend Tilgungsdarlehen vergeben, die mit einer Zinsbindung über die gesamte Laufzeit hinweg ausgestattet sind. Das bietet den großen Vorteil, dass das Budget über den betreffenden Zeitraum besser geplant werden kann. Zwar bleiben die einzelnen Raten nicht gleich groß wie beim Annuitätendarlehen, aber sie können zumindest der Höhe nach im Voraus berechnet werden. Hinzu kommt natürlich, dass die Raten beim Tilgungsdarlehen Monat für Monat immer kleiner ausfallen. Tilgungsdarlehen mit variablen Zinssätzen können demgegenüber natürlich günstiger ausfallen. Das ist von der aktuellen Entwicklung am Kapitalmarkt abhängig und somit immer auch mit einem spekulativen Charakter versehen. Verbrauchern mit weniger Marktkenntnissen sei daher eher zu einem Darlehen mit festen Zinsen geraten.
Vor- und Nachteile im Vergleich zum Annuitätendarlehen
Tilgungsdarlehen werden in der Praxis häufig zur gewerblichen Immobilienfinanzierung verwendet. Privatpersonen hingegen nutzen eher das Annuitätendarlehen, da dieses eine bessere Planbarkeit mit sich bringt. Der Vorteil bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung liegt in den höheren Abzugsfähigen Zinsen, wodurch sich der kalkulatorische Wertverlust auffangen lässt. Ein weiterer Vorteil beim Tilgungsdarlehen ist die höhere Flexibilität, was die vorzeitige Rückzahlung des Darlehensbetrages anbelangt. Bei einem Annuitätendarlehen ist die Planung mit einem wesentlich höheren Aufwand verbunden. Hinzu kommt, dass bereits zu Beginn der Laufzeit ein vergleichsweise hoher Anteil an Zinsen und Tilgung abgezahlt wurde, wodurch sich der entgangene Gewinn der Bank und damit auch die Vorfälligkeitsentschädigung, die der Kunde zu zahlen hat, verringern.
Wann kommt ein Tilgungsdarlehen in Frage?
Je nachdem, wofür das Darlehen eingesetzt werden soll und welche Laufzeit zu erwarten ist, können sowohl Annuitätendarlehen als auch Tilgungsdarlehen vorteilhafter sein. Kunden, die sich dazu in der finanziellen Lage sehen, gleich zu Beginn eine relativ hohe Belastung auf sich zu nehmen, kann das Tilgungsdarlehen empfohlen werden. Dadurch verringern sich die Aufwendungen für Zinsen insgesamt, da bereits zu Beginn ein Großteil der Restschuld getilgt wird. Beim Annuitätendarlehen überwiegen am Anfang stets die Zinszahlungen, während der Tilgungsanteil erst im weiteren Verlauf langsam ansteigt.Wer hingegen Wert auf gleich große Raten legt, um die Planbarkeit im Hinblick auf das eigene Haushaltsbudget zu verbessern, sollte auf das Annuitätendarlehen zurückgreifen. Diesbezüglich sollte auch der Vorteil eines größeren Angebotes erwähnt werden, denn bei den meisten Verbraucherkrediten, die von Banken und Kreditinstituten zu unterschiedlichsten Konditionen angeboten werden, handelt es sich um Annuitätendarlehen. Stehen beide Varianten zur Auswahl, ist es natürlich in erster Linie eine Frage der Kalkulation und der finanziellen Belastbarkeit in der Anfangsphase. Eine Alternative bestünde darin, ein Annuitätendarlehen mit Anzahlung zu vereinbaren. Dies ist vor allem bei der Finanzierung von Kraftfahrzeugen häufig der Fall.