Bedeutung der Annuitätentilgung
Unter einem Annuitätendarlehen bzw. Darlehen mit Annuitätentilgung versteht man ein Darlehen bzw. einen Kredit, bei dem die monatlichen Raten stets gleich bleiben. Hier liegt auch der Hauptunterschied zum normalen Tilgungsdarlehen. Allerdings bleiben die Raten nur dann gleich, wenn eine feste Zinsbindung über den ganzen Darlehenszeitraum (Laufzeit) vereinbart worden ist.
Diese Annuitätentilgung führt dazu, dass sich der Zinsanteil der Rate monatlich zu Gunsten des Tilgungsanteils verändert. Diese beiden Komponenten, Zinsteil und Tilgungsteil, sind die Bestandteile der Annuitätenrate und somit der Annuitätentilgung. Mit Erreichen des Laufzeitendes ist die gesamte Schuld getilgt. Bei einem solchen Annuitätendarlehen wird der zu leistende Zinssatz bei Vertragsabschluss festgelegt. Dieser gilt dann in der Regel auch über den vereinbarten Zeitraum der Zinsbindung. Allerdings kann dieser Zeitraum auch der gesamten Laufzeit des Kredits entsprechen.
Es wird empfohlen, dass man die Annuitätentilgung mit mindestens einem Prozent ansetzt. So verringert sich der Tilgungsanteil um jeweils die pro Jahr vereinbarte Tilgungsrate, bis die Kreditsumme zu 100 Prozent getilgt ist. Bei manchen Anbietern besteht auch die Möglichkeit, die jährliche Tilgungsrate zu variieren bzw. zu ändern, so dass theoretisch die Möglichkeit besteht, im ersten Jahr ein Prozent zu tilgen, aber in den nächsten Jahren durchaus vier oder fünf Prozent und auch wieder zurück zu einem Prozent zu wechseln.
Anwendungsgebiete der Annuitätentilgung
Annuitätendarlehen sind in der Regel Privatdarlehen, die von Banken an ihre Kunden gegeben werden. Aufgrund der stets gleich bleibenden Rate sind sie für den Kreditnehmer eine solide Grundlage für deren finanziellen Kalkulationen.
Grundsätzlich wird die Annuitätentilgung im Bereich der Immobilien-finanzierung angewandt. Hierbei gilt vor allem in Deutschland eine Zinsfestschreibung über einen Zeitraum von fünf bis hin zu fünfzehn Jahren. Bei manchen Anbietern kann diese generelle Laufzeit aber durchaus auch einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Nach Ablauf der Zinsbindung besteht bei der Annuitätentilgung für den Kunden die Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen oder aber auch einen neuen Zinssatz zu verhandeln, um somit dann den Vertrag weiter zu führen.
Neben diesem festen Zinssatz kann aber auch die Alternative gewählt werden, einen flexiblen Zinssatz zu Grunde zu legen, dessen Aktualisierung in regelmäßigen Abständen erfolgt. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass dieser Zinssatz bei der Annuitätentilgung von einem speziellen Index wie etwa dem EURIBOR oder ähnlichem abhängig ist.
Eine weitere Alternative für einen flexiblen Zinssatz ist das in Spanien hauptsächlich genutzte System. Bei diesem System wird immer ein Zwölftel des nominalen Jahreszinses gezahlt, die Annuität wird jedoch ersetzt und zwar durch gleichbleibende Monatsraten. Hier werden auch wesentlich günstigere Zinssätze von den Kreditinstituten in Rechnung gestellt.
Der effektive Jahreszins lag hier im Jahre 2005 bei weniger als drei Prozent. Allerdings trägt der Kunde auch ein weitaus größeres Risiko, da sich der Nominaljahreszinssatz jedes Jahr für den Kunden nachteilig verändern kann.
Arten der Darlehenstilgung: Berechnung der Ratentilgung
Die Darlehenstilgung wird grundsätzlich in zwei Arten unterteilt. Diese sind die Ratentilgung und die Annuitätentilgung. Im Rahmen der Tilgungsrechnung wird das Darlehen in mehreren gleich bleibenden Beträgen und in gleichen Zeitabständen von dem Kreditnehmer an den Kreditgeber zurückgezahlt.
Bei diesen Darlehen handelt es sich in der Regel um langfristig laufende Verträge. Diese gleichbleibenden Beträge heißen Tilgungsrate. Im Bereich der Ratentilgung geht man von einer über den gesamten Kreditzeitraum stetigen Tilgungsrate aus.
Die Berechnung dieser Raten sieht folgendermaßen aus: Man legt den Gesamtkreditbetrag zu Grunde und dividiert diesen durch die Laufzeit entweder in Jahren oder in Monaten. Somit ergibt sich folgende Formel: T (Tilgungsrate) = K (Gesamtschuld / Kapital) / n (Nutzungsdauer). Diese eher simple Berechnung ist daher möglich, da es sich um immer gleich bleibende Raten handelt.
Darlehenstilgung durch Annuitätentilgung
Anders verhält es sich bei der Annuitätentilgung. In diesem Falle bleibt nämlich die Annuität über die gesamte Laufzeit konstant. Die Annuität besteht aus den beiden Komponenten Zinsrate und Tilgungsrate. Die Tilgung des Darlehens führt dazu, dass sich die Restschuld des Kredites stets vermindert. Diese stetige Minderung hat zur Folge, dass auch die Zinsbelastung stetig abnimmt.
Mit einer konstanten Annuitätentilgung bedeutet das, dass sich der Anteil der Tilgungsrate mit jeder Rate erhöht, und zwar um den Anteil, um den sich die Zinsrate vermindert. Man kann also sagen, dass der Tilgungsanteil bei dieser Form der Tilgung umso mehr erhöht, desto geringer die Zinsrate ausfällt. Lediglich die Schlussrate des gesamten Darlehens kann dazu führen, dass sich ein Unterschied im Vergleich zu den vorherigen raten ergibt.
Die Annuitätentilgung ist das in der Praxis häufiger anzutreffende Verfahren, da es über gleichbleibende Zinsen verfügt. Allerdings ist zu bedenken, dass die Zinsbelastung hier über die gesamte Laufzeit hinweg gesehen höher ist. Auch im Bereich der Immobilienfinanzierungen ist die Annuitätentilgung das favorisierte Verfahren der Kreditvergabe.
Immobilienfinanzierung mit einem Annuitätendarlehen
Ein Hypothekendarlehen ist ein klassisches Darlehen mit Annuitätentilgung. Die Monatsrate bleibt über die gesamte Laufzeit gleich und besteht wie bereits beschrieben aus zwei Komponenten. Diese beiden Komponenten werden vor Abschluss des Vertrages fest vereinbart.
Als Standard gilt das Darlehen mit einer anfänglichen Tilgung von einem Prozent per anno (pro Jahr). Das bedeutet, bei Aufnahme eines Darlehen in Höhe von zum Beispiel 120.000 EUR beliefe sich die monatliche Tilgungsrate auf 100 EUR. Legt man einen Zinssatz von fünf Prozent zu Grunde, so ergibt sich eine monatliche Zinsrate (Zins) in Höhe von 500 EUR. Die Gesamtbelastung läge somit bei insgesamt 600 EUR monatlich.
Hier muss man jedoch berücksichtigen, dass eine einprozentige Tilgung nicht damit gleichzusetzen ist, dass der Kredit über einen Zeitraum von 100 Jahren zurück zu zahlen ist. Denn wie bereits erwähnt, nimmt die Restschuld mit jeder gezahlten Rate ab.
Für da genannte Beispiel bedeutet das, die anfängliche Tilgung von 100 EUR im ersten Monat bewirkt eine Verminderung der Restschuld auf 119.900 EUR im zweiten Monat. Die daraus resultierenden Zinsen liegen unter 500 EUR und die Tilgungsrate kann somit um diesen Betrag erhöht werden, da die monatliche Rate ja stets gleich bleibt. Die Tilgung würde im zweiten Monat 100,42 EUR betragen.
Mit zunehmender Laufzeit verändert sich diese Verhältnis immer stärker zu Gunsten der Tilgungsrate. Allerdings liegt die Laufzeit bei diesem Prozentsatz auch immer noch bei mehr als dreißig Jahren. Es empfiehlt sich daher also, den Tilgungssatz höher zu vereinbaren.
Für wen macht ein Darlehen mit Annuitätentilgung Sinn?
Die Annuitätentilgung macht vor allem dort Sinn, wo der Kreditnehmer eine Immobilie für Selbstzwecke nutzen will. Des Weiteren ist sie empfehlenswert für diejenigen, die im Rahmen der Baufinanzierung sicher gehen und kein unnötiges Risiko bei den Zinsen eingehen möchten und somit einen gleichbleibenden Verlauf ihrer Kredittilgung bevorzugen.
Glossar:
Annuität: Das Wortleitet sich aus dem Lateinischen Begriff annus = Jahr ab. Die Annuität setzt sich aus Zins und Tilgung zusammen. Unter Annuität versteht man die jährlich gleichbleibende Rückzahlung beim Annuitätendarlehen. Da die verbleibende Restschuld immer geringer wird, verringert sich auch entsprechend die Zinsbelastung. Somit erhöht sich der Tilgungsanteil im gleichen Maße.
Tilgungsplan: Der Tilgungsplan enthält die Anteile an Zinsen und Tilgungen entsprechend dem vereinbarten Zeitpunkt der Fälligkeit.
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